Laichfischfang der Treene-Gemeinschaft im Winter 2019-2020
Nachdem sie es geschafft hatten, von der Nordseeküste, vorbei an hungrigen Seehundmäulern, durch das Eidersperrwerk, stromauf vorbei an Reusen und Stellnetzen, aus der Eider durch die Treene-Schleuse in Friedrichsstadt über die neue Sohlgleite in Treia bis hin in den Oberlauf der Treene zu gelangen, werden die Meerforellen dann bei Tarp von den Anglern erwartet – allerdings nicht, um gefangen zu werden. Seit dem 1. Oktober 2019 ist schließlich Schonzeit. Nein, es geht darum, einige laichreife Fische zu fangen, um für den Erhalt und zukünftig weiterhin gute Bestände der Art zu sorgen. Das ist wichtig für das gesamte Ökosystem des Flusses.
Würden die Angler das nicht tun, wäre für viele der Fische die lange Laichwanderung umsonst gewesen. Obwohl die Treene in ihrem Oberlauf für deutsche Verhältnisse noch in einem relativ guten Zustand ist, klappt die natürliche Reproduktion leider selten. In der Vergangenheit wurden bei der Gewässerbewirtschaftung Gewässersohlen und damit Laichhabitate beschädigt. Die Nebenbäche wurden begradigt. Hohe Sedimentfrachten ersticken die abgelegten Fischeier. Potentielle Laich- und Aufwuchsgebiete in den Treene-Nebengewässern sind durch Querverbauungen für die Wanderfische nicht zu erreichen.
So sind Kielst- und Bondenau durch das Mühlenbauwerk in Frörup nur bedingt erreichbar und der ganze Oberlauf der Bollingstedter Au mit seinen Nebenarmen ist durch den Verfall der Fischtreppe in Bollingstedt völlig abgeschnitten. Beim Start der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Anfang dieses Jahrhunderts war es ursprünglich das Ziel, die Gewässer bis 2015 in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Die Durchgängigkeit der Gewässersysteme spielt dabei eine wichtige Rolle. Tatsächlich hat sich in den letzten 20 Jahren auch einiges verbessert, aber selbst an guten Gewässern wie der Treene gibt es noch jede Menge zu tun!
Dieses Foto hat doppelten Symbolcharakter. Es zeigt ein Meerforellenmännchen, das unterhalb der A7-Autobahnbrücke bei Tarp gefangen wurde. Der Weg dorthin war für den Fisch beschwerlich. Man schafft es, hervorragende „Wanderwege“ (wie eben die A7) für den Menschen zu bauen, aber die alten Wanderrouten der Fische zu erhalten klappt oft nicht. Der junge Mann, der den Fisch auf dem Foto hält, ist Killian Lauf. Er wird der Nachfolger von Albrecht Hahn, der seit fast vier Jahrzehnten im Bruthaus des Verbandes der Binnenfischer und Teichwirte in Altmühlendorf Nachwuchs für unsere Gewässer produziert hat. Wären unsere Fließgewässer in einem besseren Zustand, hätte Killian Lauf diese Nachfolge nicht antreten müssen. Aber es sieht so aus, dass auch er bis zum Ende seines Berufslebens für den Erhalt der Wanderfische kämpfen muss. Wir wünschen Killian Lauf viel Freude und Erfolg bei seiner neuen Aufgabe und freuen uns auf die Zusammenarbeit. Das Foto machte ich am 14.12.2019. Ich war zu Gast bei den Aktiven der Treene-Gemeinschaft (ASV Schleswig, ASV Petri Heil Flensburg und ASV Jübek). Seit Jahrzehnten arbeitet diese Hegegemeinschaft mit großartigem Einsatz. Der Laichfischfang an diesem nassen Dezembermorgen fiel bescheiden aus. Trübes Hochwasser erschwerte die Arbeit. Im November gab es bessere Fänge, und so konnten beim Laichfischfang im November und Dezember 2019 insgesamt 68 Meerforellen aus der Treene abgestreift werden. Die so gewonnenen Eier wurden im Bruthaus Altmühlendorf aufgelegt. Diese aufwendigen Arbeiten werden aus Mitteln der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein gefördert.
Immerhin 28 Lachse gingen beim Treene-Laichfischfang 2019 in den Kescher. Auch die Lachsfänge mit der Angelrute sind an der Treene wieder häufiger geworden. So wurden alleine in der Zeit von März bis Mai 2019 insgesamt 10 Blanklachse zwischen 6 und 10 kg gefangen, dieser mit 93 cm Länge und 7,6 kg Gewicht.
Mit dem Laichfischfang am 14.12.19 ging die Laichfischfangsaison zu Ende und die lange Zeit der Erbrütung der Eier folgt. Am Ende des Fischens kam dann Wehmut auf. Albrecht Hahn war zum letzten Mal dabei und übergibt seine wichtige Arbeit im März. Ein großartiger Fachmann geht in den wohlverdienten Ruhestand. „Ali“ hat in Zusammenarbeit mit vielen unserer Vereine an zahlreichen Fließgewässern des Landes dafür gesorgt, dass es Meerforelle und Lachs bei uns überhaupt noch gibt. Er war ein ganz wichtiger Wegbereiter und Wegbegleiter für Fische und Angler. Für viele ist er im Laufe der Zeit auch ein echter Freund geworden. Es wird sicherlich im Frühjahr noch eine Verabschiedung geben, aber an der Treene wurde ihm schon mal ein edler Tropfen überreicht.
Auch Rolf Jung vom ASV Jübek bekam von seinen Kameraden der Treene-Gemeinschaft für seinen überragenden Einsatz in den letzten Jahren ein großes Überraschungspaket.
Die aus dem Laichfischfang resultierenden Jungfische erleben hoffentlich bei ihrer Abwanderung in Richtung Nordsee, vorbei an Kormoranen und Seehunden, durch Schleusen und Sperrwerke, keine Überraschungen. Nur wenige werden als laichreife Fische in die Treene zurückkehren. Könnten diese Fische sprechen, dann hätten sie einiges zu erzählen – von Wanderern und Wegbegleitern.